Burisma: Die Achse der CIA-Operationen in der Ukraine?
Von Dagmar Henn
Larry Johnson, ehemaliger Analytiker der CIA, hat jüngst interessante Details zur CIA in der Ukraine benannt. Der erste Punkt, den er in einer Sendung von The Duran erwähnte, hilft, die Größenordnung besser zu bewerten. Laut dem vor einiger Zeit in der New York Times erschienenen Bericht betreibt die CIA in der Ukraine zwölf Stützpunkte. Das, so Johnson, sei eine extrem starke Präsenz. In den Hochzeiten des Kalten Krieges habe sie in Deutschland ganze sechs betrieben.
Dann aber erwähnt er noch etwas ganz Anderes, Informationen, die er auch schon einige Tage davor in einem Artikel veröffentlicht hat, und dabei geht es um Burisma. Die ukrainische Ölfirma, in deren Vorstand im Jahr 2014 plötzlich Hunter Biden auftauchte (eine Tatsache, die damals übrigens auf den zu dieser Zeit populären Konten auf VK als klares Zeichen der US-Kontrolle über die Ukraine gewertet wurde). Nicht Hunter sei die interessante Figur, wenn es um mögliche Finanzierung von Terrorismus ginge, ein Vorwurf, den russische Ermittler jüngst erhoben haben; interessant sei vielmehr ein anderer US-Amerikaner, Joseph Cofer Black, der 2017 ebenfalls im Vorstand von Burisma auftauchte.
Black habe 2005, nach 30 Jahren in der CIA, den Dienst verlassen, und sei 2016 im Vorstand einer lettischen Bank aufgetaucht, der Baltic International Bank. Dort, weicht ein wenig vom Thema ab, saß er zusammen mit Hans-Friedrich von Ploetz, ehemaliger deutscher Botschafter in Moskau, der aber 1971 in Finnland die Tochter des Kommandeurs der finnischen Streitkräfte heiratete, ab 1973 im NATO-Referat des Auswärtigen Amtes arbeitete und vier Jahre lang dann selbst deutscher NATO-Botschafter war, bis 1993. Außerdem war er mehrfach für Europäische Einigung zuständig. Von Ploetz dürfte eine der Personen sein, die die Verquickung von EU und NATO besorgt haben.
Die Bank, die dem Konzept europäischer Privatbanken folgte und sich vor allem auf die Betreuung sehr reicher Kunden konzentrierte, wurde 2016, also in dem Jahr, in dem Black in den Vorstand eintrat, von der lettischen Bankenaufsicht mit einer Strafe von 1,1 Millionen Euro belegt, wegen "wiederholter Verletzung" der Geldwäscheregeln und "der Durchführung einer Reihe von Transaktionen, die die Bank einem entscheidenden Risiko von Geldwäsche und Rufschädigung aussetzten". 2019 wiederholte sich das Ganze, mit 1,6 Millionen Euro Strafe. Am 1. März 2023 entschied die EZB, der Baltic International Bank SE die Banklizenz zu entziehen. Am 24. Januar 2024 schließlich erklärte die Bank ihre Zahlungsunfähigkeit, und am 23. Februar dieses Jahres wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.
Der Entzug einer Banklizenz ist nichts, was jeden Tag passiert; das durchaus beeindruckende Finanzverbrechen von Cum-Ex beispielsweise führte zu keinem einzigen Entzug einer Banklizenz. Anders gesagt, auch wenn keine Details genannt werden – diese Bank war mit Sicherheit ein ziemlicher Sumpf.
Im Februar 2017 wird Black Teil des Vorstands von Burisma. Und während Hunter Biden vermutlich schlicht sein Taschengeld aus dieser Quelle bezog, ist Cofer Black eine ganz andere Nummer. Johnson deutet das an, erwähnt, das Black der Leiter der Terrorismusbekämpfungsabteilung der CIA war, und danach als außerordentlicher Botschafter für das State Department unter Bush junior dieselbe Aufgabe erfüllte. Bei The Duran erwähnt er zudem noch, dass Black zwischenzeitlich auch für Blackwater gearbeitet habe.
Wenn man Cofer Black genauer betrachtet, stellt sich heraus, dass er sich immer dort befand, wo es besonders finster war, und dass seine Erfahrungen in der Finanzierung von Terroristen mindestens so ausgeprägt sind wie jene in Terrorbekämpfung. Er half – und das verrät schon sein Wikipedia-Eintrag – der südafrikanischen Apartheid-Regierung bei der Bekämpfung des ANC und war dann an der Lenkung antikommunistischer Terroristen in Angola beteiligt. Besonders interessant sind folgende Sätze:
"1993 wurde Black von London nach Khartum im Sudan versetzt, wo er bis 1995 als Stationsleiter der CIA diente. Dies war an einem Tiefpunkt der US-sudanesischen Beziehungen, weil Letztere Terrorismus förderten und dem Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden Unterschlupf gewährten."
Black, so Wikipedia weiter, war außerdem daran beteiligt, die Informationen zu sammeln, die zur Festnahme des venezolanischen Terroristen Carlos führten.
Nicht nur, dass die obigen Sätze auch ein Hinweis darauf sein können, dass Black, der immerhin Erfahrung in solchen Dingen hatte, eher mitgeholfen hat, Al-Qaida nützlich zu machen. Die Festnahme von Carlos geht nach einem Bericht des Guardian von 2023 vor allem auf Informationen eines Mannes namens Bruno Bréguet zurück, der sich selbst in Bern der CIA als Informant angeboten hatte.
In diesem Artikel wird auch ein Journalist namens Tim Weiner zitiert, der sich mit der Geschichte der CIA befasst hat und der eine entscheidende Aussage über die Zeit zu Beginn der 1990er trifft:
"Der Zusammenbruch des Sowjetreiches hatte auf die CIA eine Wirkung wie der Einschlag des Meteors auf die Dinosaurier. Eine Menge Leute fragten: Was ist der Zweck der CIA? Und die Antwort lautete: Terrorismusbekämpfung, Kampf gegen Drogenschmuggel… der Bär ist tot, aber da gibt es einen Dschungel voller Schlangen."
Vor diesem Problem standen alle westlichen Geheimdienste. Der BND versuchte es anfangs mit organisierter Kriminalität. Man könnte sagen, es war eine existenzielle Krise; es drohte nicht nur einfach eine Verknappung des Budgets, sondern sogar die Auflösung des ganzen Apparats. Und so, wie die Auseinandersetzungen um Anteile am Staatshaushalt größere Bedeutung haben als die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner, so ist auch eine Situation, in der die Existenz der Organisation bedroht ist, eine Lage, in der zu ganz anderen Mitteln gegriffen wird als im Alltagsgeschäft. Was also macht ein Mann, der eine gewisse Expertise in der Lenkung terroristischer Organisationen mitbringt, genau zu diesem Zeitpunkt als Stationsleiter genau in dem Land, in dem Bin Laden ein Ausbildungslager betrieb?
Anfang 1999 wird Black dann zu dem Mann erklärt, der Bin Laden angreifen soll, und will Afghanistan geradezu mit CIA-Stützpunkten umzingeln (was übrigens nahelegt, dass er hinter den Planungen für die oben erwähnten zwölf CIA-Stützpunkte in der Ukraine stehen könnte). Noch stand die Umwidmung der CIA auf etwas wackligen Füßen. Erfolgreich abgeschlossen war dieses Projekt erst mit dem 11. September 2001.
Zwei Jahre lang, bis November 2004, wurde der Mann, der zufällig mittendrin war, als die Zukunft der CIA gerettet werden musste, Sonderbotschafter des State Department zur Terrorismusbekämpfung. Von 2005 bis 2008 taucht er dann bei der bekanntesten Söldnertruppe der Welt auf, bei Blackwater, die mittlerweile Academi heißen, und wird dort Vizepräsident.
2019 gab es einen Artikel der Frankfurter Rundschau, der sich mit möglichen Hintergründen seiner Tätigkeit bei Blackwater befasst.
"Als Chef der Terrorabwehr war Black vermutlich jahrelang für das Tötungs-Programm der CIA verantwortlich. Später soll er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Geheimdienst 2005 mit der Jagd auf mutmaßliche Terroristen befasst gewesen sein. Etwa zur gleichen Zeit soll sein neuer Arbeitgeber, die umstrittene Firma Blackwater, von der CIA mit den Tötungen beauftragt worden sein."
Im September 2007 erschossen Blackwater-Mitarbeiter in Bagdad 17 Zivilisten. Zu dieser Zeit war Black zweiter Mann in der Firma. Noch 2019, so die Frankfurter Rundschau, war Blackwater im Auftrag der US-Außenministerin Hillary Clinton für den Personenschutz im Irak zuständig; da war Black allerdings bereits weitergezogen. Zwischendrin gab er 2012 noch ein Interview bei CBS, in dem er sich für Folter aussprach:
"Erweiterte Verhörtechniken haben, wenn sie wählerisch unter der angemessenen Autorität angewandt wurden, Schlüsselbeiträge zu Erkenntnissen geliefert, die es uns erlaubten, terroristische Operationen zu unterbrechen."
Ganz nebenbei befasste sich Black auch noch mit Cybersicherheit und gab den Vizepräsidenten einer Tochterfirma von Blackwater, Blackbird Technologies, die mittlerweile von Raytheon aufgekauft wurde. Er war auf allerlei Cybersicherheits-Kongressen zu finden. Und um das Bouquet abzurunden, war er auch noch Direktor einer Firma für Biotechnologie, die angeblich Immuntherapien für Krebs entwickelt. Auch von diesem Punkt aus lassen sich alle möglichen unangenehmen Verbindungslinien ziehen.
2013 erlitt die CIA durch die Enthüllungen von Edward Snowden einen schweren Rückschlag, weil unter anderem schwarze Kassen bekannt wurden, die die Firma jahrelang führte. Der "Kampf gegen den Terrorismus" verlor langsam an Wirkung, es brauchte einen neuen Feind und es brauchte neue Geldkanäle, die der Aufsicht der Politik entzogen waren. Black, der Mann, der einst das Geschäftsmodell der CIA gerettet hatte, war mit Sicherheit nicht deshalb bei Burisma, weil die ukrainische Firma vor Terroristen geschützt werden musste. Möglich, dass Black der Mann war, der das Projekt Ukraine, das 2014 und 2015 nicht ganz so gelaufen war wie gewünscht (weil die Krim und der Donbass verloren gingen), auf stabilere Beine stellen sollte. Schließlich wurde von Biolaboren über Cyberkriminalität bis zu Geldwäsche alles nachgefragt, was sich in einem solchen Land unterbringen lässt. Niemand wäre dafür geeigneter gewesen als er.
Mehr zum Thema ‒ Die westlichen Auftraggeber der Terroranschläge in Russland erwartet ihr Schicksal
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.